Fläming als trockenste Region

Fläming als eine der trockensten Regionen in Deutschland

Dürre im Hohen Fläming: Wenn die Trockenheit zur existenziellen Herausforderung wird

Der Hohe Fläming ist landschaftlich reizvoll, kulturell vielfältig – und meteorologisch betrachtet eine Extremregion. Kaum ein anderer Landstrich in Deutschland ist so stark von Trockenheit betroffen wie dieser Teil Brandenburgs. Während andernorts von „langen Sommern“ die Rede ist, wird hier der Wassermangel zur akuten Bedrohung – für Mensch, Natur und Infrastruktur.

Eine Region trocknet aus

Die Klimakrise zeigt sich im Fläming nicht als abstrakte Zukunftsprognose, sondern als tägliche Realität. Großflächige Waldbrände, ausgetrocknete Flussläufe oder Löschteiche, zurückgehende Pegelstände in Seen und Böden, die kaum noch Wasser speichern können, bestimmen das Bild. Die Folge: Ernteausfälle, zunehmende Waldbrandgefahr, höhere Risiken für Borkenkäferbefall oder Krankheiten und Verteilungskonflikte um das kostbare Gut Wasser.

Gerade im Landkreis Potsdam-Mittelmark, zu dem die Kommune Bad Belzig gehört, spitzen sich diese Entwicklungen zu. Brandenburg war 2022 bundesweit das am stärksten von Waldbränden betroffene Bundesland. Zwei der größten Brände in Potsdam-Mittelmark vernichteten allein rund 800 Hektar Waldfläche – mit verheerenden ökologischen und wirtschaftlichen Folgen.

Wasser wird zum Verteilungskonflikt

Die zunehmende Trockenheit bringt die Region an Grenzen, die lange Zeit als stabil galten. So rückt die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung ebenso in den Fokus wie landwirtschaftliche Verluste durch Bodenverarmung. Gleichzeitig entstehen Nutzungskonflikte: Haushalte, Landwirtschaft und Tourismus konkurrieren zunehmend um knapper werdende Wasserressourcen – ein Problem, das sich ohne gezieltes Eingreifen verschärfen wird.

Folgen für Gesundheit, Infrastruktur und Ökosysteme

Die Risiken enden nicht bei der Landwirtschaft. Mit den Waldbränden wachsen auch die Gesundheitsgefahren für Anwohnende: Rauch, Hitze und Feuer belasten Atemwege und Psyche. Die Gefahr für kommunale Infrastruktur – von Straßen über Stromleitungen bis zu Wassersystemen – steigt. Und nicht zuletzt leidet das ökologische Gleichgewicht: Mit jedem Brand werden Schadstoffe freigesetzt, Lebensräume zerstört und Artenvielfalt bedroht.

Wie die Region reagiert: Daten, Digitalisierung, Dezentralisierung

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, setzt die Region auf innovative Maßnahmen: Eine zentrale Rolle spielt dabei die Verbesserung der Datengrundlage über den Umweltzustand in der Region. Denn wer Trockenheit wirksam begegnen will, muss sie präzise verstehen – lokal, aktuell und sektorübergreifend. Ein Ziel ist die Identifikation von Potenzialräumen für die Erprobung von Schwammstadt- bzw. Schwammlandkonzepte, also dezentralen Systemen zur Regenwasserrückhaltung, Versickerung und Verdunstung. So sollen Siedlungsräume klimaresilienter und wasserfreundlicher gestaltet werden. Gleichzeitig kann eine datenbasierte Analyse helfen, den Wasserverbrauch effizienter zu steuern, etwa durch gezielte Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen oder Stadtvegetation in besonders vulnerablen Gebieten.

Ein Weckruf mit Potenzial

Die Lage im Fläming ist ernst – aber sie birgt auch eine Chance: für mehr regionale Zusammenarbeit, für eine datenbasierte Umweltpolitik und für ein neues Verständnis von Wasser als Gemeinschaftsaufgabe. Der Fläming steht exemplarisch für viele ländliche Regionen, in denen die Klimakrise bereits jetzt neue Antworten erfordert.

Klimawerkstatt und Klimaschutz-Agenda

In den vergangenen Jahren wurde im Rahmen der Klimawerkstatt in Zusammenarbeit mit neuland21 eine Klimaschutz-Agenda erarbeitet, in der konkrete Schritte hin zu einer klimaresilienteren Region und Gemeinde festgehalten wurden. Im Rahmen der Klimawerkstatt entstand die Klimadaten-Plattform der Stadt Bad Belzig. Sie wird seit Mitte 2023 von der Zukunftsschusterei gepflegt und weiter ausgebaut. Sie soll der zentrale Ort für alle gesammelten Umweltdaten sein. Die Nachbargemeinde Michendorf hat die Klimadaten-Plattform bereits übernommen.

Was hier gelingt, kann Vorbild werden – für Brandenburg, für Deutschland und für eine nachhaltige Zukunft.

Projekt Klimawerkstatt Fläming – Gemeinsam grüner leben

Die Klimawerkstatt Fläming ist ein Projekt mit dem Ziel, gemeinsam mit den Bürger:innen und der Stadt die Herausforderungen im Umwelt-, Klima- und Naturschutz in der Region anzugehen. In monatlichen Werkstatttreffen und Beteiligungs-Workshops wurden gemeinsam Lösungen diskutiert und Maßnahmen für die Klimaschutz-Agenda entwickelt. Als ein Ergebnis wurde diese Online-Plattform wurde mit lokalen Klimadaten entwickelt, um die Klimakrise und ihre Folgen im Fläming zu beobachten und wichtige Hebel erkennbar zu machen. Das Modellprojekt wird durch das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) sowie dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) gefördert und ist auf zwei Jahre (Oktober 2021 - September 2023)  angelegt. Projektträger sind der Think und Do Tank neuland21 e.V. zusammen mit dem Smart Village e.V. und der Stadt Bad Belzig.